Mittwoch, 6. Juni 2007

Es ist da!

Am Freitag Nachmittag durfte ich endlich das mit Spannung erwartete Hörspiel zu "Bordbuch Delta VII" in den Händen halten und habe es mir natürlich noch vor Schabbesbeginn angehört. Eines vorweg - schließlich ist das hier ursprünglich ein jüdisches Blog - die synagogale Musik fiel leider aus dem Drehbuch heraus. Als ich das bei den Machern ansprach, versicherten sie mir, sie hätten einen Versuch gestartet, sie einzubauen, es wäre aber zu erklärungsbedürftig gewesen. Vielleicht habe ich ja nicht gerade die günstigste Seite empfohlen - oder ich hätte selbst etwas auf CD aufnehmen sollen ;-), keine falsche Bescheidenheit, bitte! Ins Grübeln gebracht hat es mich aber schon ein wenig, denn welche kantorale Musik hört man üblicherweise in Filmen? Meistens wahrscheinlich Kol Nidrei, Kaddisch oder El Male Rachamim, weil beides dazu angetan ist, große Emotionen zu wecken, sicherlich nicht zu Unrecht. In meiner eigenen Interpretation des Buchstoffes lasse ich eine der Hauptfiguren ja dann auch Kaddisch für die Republik sagen...

Aber wir haben ja auch kein Hörspiel mit (explizit) jüdischen Themen vor uns, sondern ein ambitioniertes Sci-Fi Werk, das nicht als große Space-Opera auftritt, sondern auf unserer guten alten Mutter Erde spielt und die Frage aufwirft, wie sich Menschen, die in einer Demokratie aufgewachsen sind verhalten, wenn ihre Heimat sich plötzlich in eine Militärdiktatur verwandelt. In diesem Fall handelt es sich um die Crew des Prototypen eines Raumschiffes, die unfreiwillig in die große Weltpolitik verwickelt wird. Viele Faktoren spielen eine Rolle bei ihrer Entscheidung, die Sorge um ihre Familien, die Tatsache, dass die Gegner des Putschisten auch keine Engel sind, sowie die Verlockung, sich der neuen Regierung anzudienen, die vor allem dem Piloten einen rasanten Karriereschub verheißt.

Auch die Macht der Medien wird angesprochen, wie können Fernsehbilder und Berichterstattung die Bürger eines Landes dazu veranlassen, jeden totalitären Unsinn zu glauben? Ein Thema, das auch uns als Juden wohlbekannt ist, da wir häufig genug Abstruses über und in den Medien lesen dürfen - hier meine ich nicht nur die sehr einseitige Berichterstattung über Israel. Ganz wie es in unserer heutigen Zeit manche Demagogen tun, wird auch in jener Zukunftsvision davor gewarnt, dem Irrglauben zu verfallen, Totalitarismus, auch wenn er sich noch so positiv in der Presse verkauft, als Lösung anzusehen.

Eine spannende und aktuelle Geschichte also, vor allem, wenn man dem View Point Character in die teils düstere Atmosphäre folgt und sich mit ihm fragt, wie schnell sich eine Gesellschaft wandeln kann, wenn man nicht auf erste Warnsignale achtet...