Sonntag, 8. Oktober 2006

Synagogenzwischenfall

Es ist wieder passiert, so kurz nach Jom Kippur, da wir uns doch alle noch in einer versöhnlichen Stimmung befinden sollten. Aber das Leben kann wirklich grausam sein....also hier das Protokoll der Ereignisse:

Raumzeit 18.50 h, erster Abend Sukkot. Mit einer Begleiterin betrete ich den unteren Bereich unserer Einheitsgemeinde um mich auf die "Frauenschutzzone" im hinteren Teil der Männerabteilung zu begeben, die uns mit Zustimmung des Vorsitzenden und des Rabbiners zugeteilt wurde. Dort saß bereits ein Vertreter des männlichen Geschlechts, der sich, wie ich annahm, irrtümlicherweise dorthin verirrt hatte, da er nicht zu den regelmäßigen Besuchern dieses Raumsektors gehörte. Ich beschloß daher, um einen kriegerischen Zwischenfall zu vermeiden, zunächst diplomatisch vorzugehen und initierte die Begrüßungssequenzen: "Chag Sameach und Schabbat Schalom, entschuldigen Sie bitte, aber Sie befinden sich in der Frauenabteilung, würden Sie sich bitte eine Bank weitersetzen?"
Der Vertreter der VOR (Vermeintlich Orthodoxe Rübennasen) verweigerte sich allerdings jedweder Kommunikation und suchte sich stattdessen Beistand bei einem schweren Kreuzer der jemenitischen Kampfhundklasse, der auch sogleich das Feuer eröffnete und mich freimütig duzend des Verstoßes gegen das Gemeinde reglement beschuldigte. Ich gebe zu Protokoll, dass ich ihn daraufhin darauf aufmerksam machte, dass er sich lediglich zweimal im Jahr in diesem Sektor des Sonnensytems aufhielte und ihm daher gewisse Gepflogenheiten unserer Gemeinde nicht weiter vertraut seien. Der schwere Kreuzer bestand aber auf seiner Rechtsauffassung, da er sich mit dem Gesetz besser auskenne als ich. Eine Beteuerung meinerseits, dass ich in Übereinstimmung mit dem Oberkommando der Sternenflotte handelte, wurde brüsk zurückgewiesen, ich habe nicht das Recht mich über sine Auffassung von Recht hinwegzusetzen. Der Gerechtigkeit halber muss ich hier anmerken, dass sich zwei weitere Vertreter der VOR zu diesem Zeitpunkt noch absolut neutral verhielten und sich auf eine Beobachterfunktion beschränkten.
Sternzeit 18.55 h: Der Kommandant des schweren Kreuzers der jemenitischen Kampfhundklasse entschließt sich zum Einsatz biologischer Waffen, nachdem er eine Diskussion über die tatsächliche Rechtsgrundlage abgelehnt hatte. "Ich bin 100% Jude, ich weiß was richtig ist, du nicht." Eine Anfrage, was dieser Satz nun konkret zu bedeuten habe, wurde abschlägig beantwortet, bzw. mit der Versicherung, das würde mir später unter vier Augen erklärt. Da mir diese aus Gründen der Zniut nicht möglich erschien, mußte ich ablehnen und auf einer offiziellen Klärung bestehen. Diese wurde mir verweigert, mit der Begründung, ich habe mich als Frau ohnehin ab jetzt ruhig zu verhalten. Ich beschließe daraufhin, mich des Beistandes des rabbinischen Oberkommandos zu versichern - hier gibt sich der Kommandant reumütig, vielleicht auch um den Einsatz von KL (Kampfbereiten Liberalen) zu vermeiden, denn mittlerweile ist Verstärkung aus einer liberalen Gemeinde in Köln eingetroffen, auch wenn diese Personengruppe als geächtet gilt.
Sternzeit 18.59 h: Ein Vertreter des männlichen Geschlechts, der sich auf die Kante der Sitzbank niederläßt, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen, wird von den bisher neutralen Beobachtern der VOR des Platzes verwiesen. Wir verabschieden uns freundlich um auf eine Eskalation der Ereignisse nicht weiter hinzuwirken.
Sternzeit 20.15 h: Die offiziellen Feierlichkeiten werden ohne weiteren Zwischenfall beendet, abgesehen von einem mobilen Funkspruch an den jemenitischen Kampfkreuzer, der offensichtlich entgegen der Synagogenordnung sein Handy eingeschaltet ließ. Der erste Vertreter männlichen Geschlechts funkt mich noch einmal an und teilt mir mit, dass mein Verhalten gesetzteswidrig wäre. Ein Dialogversuch scheitert am Eingreifen des jemenitischen Kampfkreuzers, der mich der Kollaboration mit der katholischen Kirche beschuldigt. Bevor ich daraufhin jedwede Verbindung mit dem Papst und seinen Freunden ableugnen kann, entzieht sich der Kampfkreuzer durch Flucht. Auch gut.
Sternzeit 20.30 h: Eintritt in die Sukka-Subraumzone. Ein Austausch von Siddurim mit dem Rabbiner wird wiederum mit feindlichen Funksprüchen gewertet. Seuchenalarm wird auf Grund von Nidda-Verdacht ausgegeben. Wir beschließen, diesen zu ignorieren, um mit dem Protokoll fortzufahren.
Sternzeit 20.45 h: Der Kampfkreuzer verläßt die Sukkazone, um sich vermittelst seines Automobils noch vor dem Tischgebet in seinen heimatlichen Raumsektor zu begeben, in der festen Überzeugung, der Orhtodoxie einen großen Dienst erwiesen zu haben. Ich versuche, einen Schreikrampf zu vermeiden....

Donnerstag, 5. Oktober 2006

Ab nach Geldern

Nächste Woche ist es so weit, ich muss mal wieder sechs Wochen ins Krankenhaus, in eine Trauma-Reha. Langsam kriege ich etwas kalte Füße, was mich dort erwartet, obwohl die Klinik einen sehr guten Ruf hat. Nachdem mir die Akutbehandlung im Alexianer-Krankenhaus in Krefeld sehr gut getan hat (an dieser Stelle noch mal ein herzlicher Dank an meine dortige Psychologin Frau Brandstätter, die PflegerInnen Karg, Golanis, natürlich den netten Herrn Schneider und die genialen Krankengymnasten Abels, den "Wunderheiler" und alle anderen), hoffe ich, dass mich auch Geldern ein Stück weiter bringt. Eine Traumabehandlung dauert zwar manchmal bis zu drei Jahren, gerade wenn man sie wie ich verschleppt, aber ich sehe langsam ein Licht am Ende des Tunnels.

Mit Schrecken allerdings denke ich daran, dass man mic dort dazu bringen will Sport zu treiben und ich sechs Wochen nicht an meinen PC kann, um das Internet um Lesestoff anzureichern.....also drückt mir die Daumen!