Gestern sass ich im Wartezimmer meines Psychologen und griff neugierig nach der neuesten Ausgabe der Emma, die auch mit einem Bericht über Rechtsradikale warb, der diesen reichlich Gelegenheit zur Selbstdarstellung gab. Nun Dummheit spricht für sich, könnte man denken, also weiterblättern. Ich stieß dann auf einen Bericht über Dan Browns Sakrileg, offensichtlich hatte sich die Zeitschrift nun entschlossen, auch ihren Senf dazu zu geben, nachdem andere Magazine das schon früher im Jahr getan haben.
Nach einer ausgiebigen Diskussion über die Haltung der katholischen Kirche - Verschwörungstheorien inbegriffen - kam die Autorin zu der Überzeugung, dass Jesus eine Lebensgefährtin hatte. Uns Juden haut es ja nicht vom Hocker, dass er als Rabbi verheiratet war, aber für manche Christen ist das offensichtlich noch eine große Sensation, sonst würde sich der eher mittelmäßige Thriller von Dan Brown wohl nicht so gut verkauft haben. Interessant wäre wohl eher, mal auszugraben, wie die Nachbarinnen von Maria darauf reagiert haben, dass ihr Sohn so lange unverheiratet war. "Oh G`tt, er ist doch Rabbi und noch nicht unter der Chuppe, er wird doch wohl nicht..." oder "Meine Cousine hat da so eine nette Tochter, schon fünfundzwanzig, aber sie kocht gut und kann ihm in der Werkstatt die Buchhaltung machen...." - aber die Aufzeichnungen dieser Gespräche sind wahrscheinlich in den Geheimarchiven des Vatikan verschwunden oder werden in Area 51 unter Verschluß gehalten.
Also weiterlesen, mal schauen, was sonst noch so kommt. Irgendwann taucht dann mal der folgende Absatz auf:
Während traditionelle Juden und Christen (sowie Muslime) an einen männlichen Gott glauben, der direkt zu auserwählten Männern spricht und ihnen die Heilige Schrift offenbart, glaubten die (meisten) GnostikerInnen an eine kosmische Gottheit, männlich und weiblich zugleich, die im Lichtreich (Pleroma) wohnt, ohne sich zu offenbaren.
Ahaaaaaa! Denke ich, klar, wir glauben an einen männlichen G`tt, schön, das die Autorin mir das mitteilt, sonst hätte ich das gar nicht gemerkt, ich habe mir G`tt nämlich eigentlich nicht wie den Coca Cola Weihnachtsmann vorgestellt. Schechina hin, Ruach her, klar das wir Juden mal wieder einer reinen Machoreligion angehören. Und die weiblichen Prophetinnen, zu denen G`tt sprach, werden auch mal eben unterschlagen. Wahrscheinlich hat die Autorin mal ein paar ultraorthodoxe Schwarzröcke getroffen und dnekt jetzt, dass wir alle so sind. Wunderbar, diese fundierten theologischen Erkenntnisse über meine Religion, während die Gnosis mal eben als feministische Weltanschauung geadelt wird...
Aber ich rege mich nicht auf....ich rege mich nicht auf....
Donnerstag, 24. August 2006
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