Montag, 5. Februar 2007

Cowboys lieben Jesus

Hoppla, also ich kann mir gut vorstellen, dass man betet, wenn man auf dem Rücken eines wilden Pferdes oder ungezähmten Bullen sitzt, aber wird man dadurch gleich zum religiösen Vorbild?

Es gibt ja derzeit allerhand Kurioses zu sehen und zu lesen, was den Retro-Kult angeht. Im Ersten lernen Mädchen des 21. Jahrhunderts die Tugenden der Frau in der Adenauer-Ära -was ich gar nicht so schlecht finde, da diese Mädels nachher bestimmt nicht mehr als selbstverständlich hinnehmen, was die Frauenbewegung seither erreicht hat. Auch der Western erfreut sich ungebrochener Beliebtheit, wobei ich bisher nicht auf die Idee gekommen wäre, hier das Vorbild für das Familienleben im 21. Jahrhundert zu suchen.

Nun aber machen die Cowboys mobil und verkünden, dass sie dem verweichlichten Männerbild, das die Kirchen dem amerikanischen Mann als solches auferlegt hätten, entgegentreten wollten. Denn der Cowboy sei das Modell des vorbildlichen Familienvaters und liebe Jesus. Ob Conny Francis daran gedacht hat, als sie zur Zeit der Bräuteschule ihr Lied sang?

Haben wir sie endlich gefunden, die Lösung des Rollenverteilungsproblems? Kann Eva Herrman aufatmen und am heimischen Lagerfeuer die Bohnendosen aufmachen?

Nun habe ich mir natürlich sofort überlegt, ob das in der jüdischen Welt auch funktioniert, nachdem wir ja im Film "Ein Rabbi im wilden Westen" bereits bewiesen haben, dass Juden durchaus tauglich für ein Leben im rauhen Klima sind. Eine lange Abwesenheit von der Ehefrau - ein Nachteil des christlichen Cowboylebens - sollte ebenfalls nicht zum Problem werden. Zwar brachte Rabbi Akiba nicht das Gold der Sierra Madre mit nach Hause, wenn er mal wieder jahrelang mit seinen Schülern unterwegs war, aber er baute seiner Frau goldene Leitern aus Dankbarkeit für ihre Geduld. Die Gute wäre also eine ideale Wild-West Frau geworden. Auch Trek-Erfahrung bringen wir Juden bekanntlich mit, zwar nicht mit 40 Wagen westwärts, sondern in 40 Jahren ostwärts, ohne Feldflaschen und Whisky. Ohne Bullenreiten, aber mit goldenem Kalb und jeder Menge Pioniergeist. Und das Wort "Scheriff" kommt bekanntlich auch aus einer semitischen Sprache.

Jetzt haben wir nur noch das Problem mit Jesus, aber ich hoffe, das wird man uns nachsehen.

http://news.galvestondailynews.com/story.lasso?ewcd=154f72bdbc811a07

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