Dienstag, 19. Dezember 2006

Ein Hort des Bösen

Um mich ein bißchen auf dem Laufenden zu halten, schaute ich heute mal wieder ins Talmud.de Forum. Es hat mich fast vom Stuhl gehauen, was ich da in einem - zugegebenermaßen älteren Thread - über Etz Ami lesen durfte. In den Augen mancher Menschen sind wir offensichtlich ein Hort des Bösen, den ein ordentlicher Jude nie und nimmer betreten sollte. Wir rufen Schweine zur Thora und essen Christen - oder war es umgekehrt? Und außerdem wird bei uns soviel geraucht, dass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eigentlich schon einen Sonderausschuß Etz Ami gegründet haben müßte. Die Liste der Vorwürfe ließe sich noch beliebig erweitern, wie wäre es damit:

1. Bei Etz Ami werden die Nachbarskinder zu Matzen verarbeitet
2. Die Mitglieder von Etz Ami gehören eigentlich allesamt Scientology an
3. Der Kiddusch bei Etz Ami wird vom Papst gestiftet
4. Bei Etz Ami wird auf lateinisch gebetet
5. Bei Etz Ami müssen die Männer hinterher abspülen

Jetzt höre ich aber auf damit, sonst glaubt den Mist noch einer, denn gewissen Lästermäulern, die sich auch noch als religiöse Juden ausgeben, glaubt man öffensichtlich alles. Oder möchte es glauben, weil es in der eigenen Gemeinde offensichtlich so todsterbenslangweilig ist, dass man sich die Zeit mit ein bißchen Laschon Ra vertreiben muss. Vielleicht steckt ja auch einfach ein ordentlicher Schuß Chauvinismus dahinter, weil bei Etz Ami ein paar starke Frauen mitwirken, die sich nicht einfach unterbuttern lassen und einfach kompetenter sind als so mancher Möchtegern-Talmud-Gelehrter (siehe mein Artikel zum Synagogenzwischenfall). Außerordentlich bedauerlich allerdings fände ich es allerdings, wenn dieser Müll von einem Gast bei Etz Ami verbreitet worden wäre, der dort freundlich aufgenommen wurde und so tat als sei alles ok bei uns, um dann anschließend diesen Sch... zu verbreiten....

Montag, 18. Dezember 2006

Woran du glaubst, dafür sollst du....

Yippie - heute habe ich mal bei www.markbrandis.de nachgeschaut, dort gibt es jetzt einen Hinweis auf meine Fanfiction! Natürlich fühle ich mich irrsinnig geehrt.

In den letzten Wochen habe ich noch mal alle Buchhandlungen abgegrast, ob die Bücher nicht doch mal wieder aufgelegt werden, wird doch einiges, was ich in meiner Jugendzeit gern gelesen habe, gerade wieder neu gedruckt, zum Beispiel die Tripods und "die Wächter" von John Christopher - leider nicht "der Fürst von Morgen" - und *hüstel* Anne auf Green Gables von Lucy Maud Montgomery. Auch die drei ??? gibt es wieder, diesmal sogar in Taschengeld-gerechten Ausgaben. Aber kein Mark Brandis, welch Schmach!

Als ich mich in der Klinik noch nicht so gut fühlte, fiel mir auch dazu einiges ein, z.B. dass das Regime der Reinigenden Flamme Staatsfeinde als geisteskranke Irre betrachtet und sie in psychiatrische Anstalten steckt - hoffentlich hat die Putzfrau das nicht gelesen - zudem hatte ich eine ausgiebige blau-rote Phase bei meinen Kreidezeichnungen, welche einer Analyse durch die Mentorin bedurfte: "Welche Gemeinsamkeiten haben Sie mit dem Bösewicht der Serie?" "Öh, *räusper* ich habe sozusagen auch im Exil gesessen und habe jetzt mein Coming-Out, außerdem hätte ich gern einen Collie." "Das ist seeeehr gut...."

Vielleicht fallen mir ja noch ein paar jüdische Helden ein. Wie wäre es mit Captain Sara Cohen, Kommandantin des schweren Raumkreuzers "Makkabäer" oder eine geniale (jüdische) Wissenschaftlerin, so richtig klischeehaft halt, aber trotzdem nett....

Sonntag, 17. Dezember 2006

Chanukka ist jedes Jahr am 23. Dezember

Nee, ich bin jetzt nicht komplett abgedreht, dies wurde heute in der Tagesschau verkündet, ungeachtet der Tatsache, dass ein Bericht von der diesjährigen Chanukkafeier in Frankfurt gezeigt wurde....naja, der gute Wille zählt.

ABER ICH BIN WIEDER DAHEIM, an meinem lahmen PC! Meinen Schreibtisch mußte ich von unten erst mal von den Stoffwechselprodukten bestimmter Katzen befreien und auch sonst sieht es aus wie Hulle, aber ich bin zu Hause! Fast pünktlich zu Chanukka. Natürlich habe ich mich auch schon nach dem neuesten Gemeindetratsch erkundigt, aber in Duisburg tut sich im Moment wohl nichts erwähenswertes, außer dass ich dort gestern schon zum Gomel erwartet wurde. Das wird aber erst nächste Woche was. Und der nette ungarische Kantor hat mir eine E-Card geschickt, ist das nicht nett? Da könnte ich doch glatt mein kürzlich geleistetes Zniut-Gelübde vergessen...nein, so schnell nun doch wieder nicht.

So, jetzt kann ich auch mein Mark-Brandis-Fanfiction weiterschreiben, ohne dass die Putzfrauen auf handgeschriebene Fragmente stoßen und muss zum Mailschreiben keine 30 Minuten mehr laufen. Bloss, dass die gesparte Laufzeit von der Langsamkeit meines PCs aufgefressen wird...

Freitag, 15. Dezember 2006

Zniut - oder warum die Orthodoxie manchmal doch Recht hat

Bisher bin ich in meinem Leben eher unfreiwillig Schomer Negiah gewesen, einfach auf Grund meiner Erfahrungen und weniger aus religiösen Gründen. Ich halte nicht viel davon, mit tiefen Gefühlen zu experimentieren und halte die sexuelle Revolution für den übelsten Trick, den sich der männliche Teil der Menschheit je ausgedacht hat. Aber es geht ja nicht immer gleich um Sexualität, sondern manchmal einfach um menschliche Nähe. Als ich auf www.askmoses.com die Tipps der Rebbezin zum Thema Flirten und lockerer Sprache zwischen Männern und Frauen gelesen habe, kam mir das alles recht altbacken und lächerlich vor und ich dachte, nun, so eng muss man es ja nun auch nicht sehen. Ich bin von jeher nicht grundsätzlich dagegen gewesen, auf Zniut zu achten, mich störte nur der sehr strenge Umgang damit.

Nun mußte ich mich aber eines Besseren belehren lassen, denn ich habe mich jüngst auf das absolut dämlichste Experiment meines Lebens eingelassen. Um meine Hemmungen im Umgang mit dem männlichen Geschlecht zu besiegen, schlug meine Therapeutin vor, ich solle das doch einmal im geschützten Rahmen austesten und das lockere Gespräch mit einem männlichen Mitglied des Teams üben. Nun gut, dachte ich, schaden kann es ja nichts, und ließ mich darauf ein. Schließlich ging es nicht um Körperkontakt, sondern um Gespräche außerhalb des beruflichen und sachlichen Rahmens. Was konnte da schon dabei sein? Also legte ich mich mächtig ins Zeug, jedenfalls für meine Verhältnisse. Zunächst machte es mir auch riesigen Spass, da ich glaubte, genug Selbstkontrolle und Verstand zu haben, um keine tiefergehenden Emotionen zu entwickeln. Es war ja von vornherein klar, dass es hier nicht um einen privaten Kontakt ging, sondern lediglich um eine befristete Übung. Als diese dann zuende ging, litt ich dennoch wie eine dämliche, verliebte Schülerin und plumpste unsanft in die Realität zurück. Um mich selbst einigermaßen souverän aus der Affäre zu ziehen, machte ich meine Gedanken in der Therapiegruppe öffentlich, weil es mir zu dumm war, dieses Thema dann nur unter vier Augen abzuschließen. Zwar wurde ich dann für meinen Mut gelobt, aber in mir blieb das schale Gefühl, mich erstens lächerlich gemacht zu haben und mir zweitens ziemlich viele blaue Flecke geholt zu haben. Ob ich jemanden einen Vorwurf mache? Nein, ich weiß ja, dass ich ziemlich emotional reagiere und das ganze von vornherein hätte ablehnen müssen. Meine Kritik an diesem Experiment blieb den meisten jedoch vollkommen unverständlich, vor allem wollte keiner der Therapeuten so recht sehen, was an diesem Spiel so gefährlich war, was wäre, wenn ich vollkommen durchgedreht wäre?

Also, auch wenn es altmodisch klingt, gewisse Moralvorstellungen haben durchaus ihren Sinn und schützen uns Frauen davor, emotional verletzt zu werden. Ich sehe zwar immer noch keinen Sinn darin, in knöchellangen Röcken herumzulaufen, aber sobald es das Gefühlsleben angeht, ist mir klargeworden, dass man mit zu lockerem Umgang zwischen den Geschlechtern doch vorsichtiger umgehen sollte und schon gar nicht damit experimentiert....

Chag Chanukka Sameach

Nein, auch in Geldern geht die Sonne nicht später unter als woanders, auch wenn die individuelle Zeit irgendwie seltsam verläuft. Also, trotz allem, ich wünsche allen, die mich kennen oder in diesem Blogg lesen, ein schönes Chanukka! (Bin eben schon an einem Latkes-Stand vorbeigekommen - lechz!)

Dienstag, 12. Dezember 2006

I'm coming home!

So, Samstag wird es jetzt wirklich ernst, ich werde wieder in die freie Wildbahn entlassen. Langsam macht sich Panik in mir breit, denn das richtige Leben wurde jetzt 10 Wochen von mir ferngehalten. Das heißt, ich bin jetzt wieder für mich selbst verantwortlich und das ist für einen Messie wie mich harte Arbeit.

Was fange ich jetzt mit mir an? Immerhin weiß ich jetzt, was mit mir los ist, ich habe eine ausgeprägte PTBS, ein dritte Generation Syndrom und bin dazu noch manisch depressiv veranlagt. Letzteres finde ich fast schmeichelhaft, haftet dieser Diagnose doch fast etwas romatisches an, da ich mich in bester Gesellschaft zu einigen bekannten Komponisten, Malern und Schriftstellern befinde. Leider habe ich noch keine Symphonien komponiert, kein bedeutendes Bild gemalt und schreibe nur im Internet. Aber vielleicht ist es ja eine Chance! Zu früh aufgeben sollte ich jedenfalls nicht, also mal schauen, was sich aus meinem Leben noch machen läßt...

Simulantenalarm!

So wie es auch Menschen gibt, die sich als ach so jüdisch bezeichnen, obwohl sie keinerlei jüdischen Hintergrund haben, werden leider auch andere traumatische Themen von Wichtigtuern und offensichtlich nicht mit genug Beachtung gesegneten Menschen benutzt, um sich in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen. In jeder Buchhandlung gibt es Erfahrungsberichte von mißbrauchten Frauen zu kaufen, es scheint im Moment ein ziemliches Modethema zu sein, das Trittbrettfahrerinnen magisch anzieht. Leider stehlen diese Trittbrettfahrerinnen uns wichtige Therapiezeit und nerven auch sonst gewaltig mit ihrer zur Schau gestellten Übersensibilität und Heulerei. Wir alle haben unsere Tränenausbrüche und Nervenzusammenbrüche hinter uns, was in unserer Situation ganz normal ist (trotzdem quälen wir uns immer mit dem Gedanken, dass wir uns mal wieder nicht genug zusammengerissen haben), aber ich bilde mir mittlerweile ein, dass ich eine Simulantin sehr schnell erkenne.... Die Mädels nerven einfach nur!

Dienstag, 5. Dezember 2006

Bald wieder zu Hause!

Nächste Woche ist es also soweit, ich werde die heiligen Hallen der Klinik wieder verlassen und in meinen Alltag zurückkehren, das heißt zunächst einmal Katzenspuren zu beseitigen, aufzuräumen und dann die leidigen Ämtergänge. Das Übergangsgeld, das ein chronisch Kranker bekommt, ist nämlich ein Witz. Zudem liegt der Verursacher der ganzen Geschichte seit 14 Jahren unter der Erde, also besteht noch nicht einmal die Chance, etwas über das OEG Gesetz zu regeln. So ziemlich alle Menschen, die unter einem Trauma leiden, dürften davon ein Lied singen können...

Aber es bedeutet auch Rückkehr in den jüdischen Alltag, hier schlägt man sich ja so recht und schlecht durch, wenigstens wird für die "Nichtschweinefleischesser" ein vegetarisches Menü angeboten. Wenn ich mich an die Regel halten würde, für jede nicht-angezündete Schabbeskerze eine zusätzliche anzuzünden, sähe meine Wohnung allerdings aus wie die Landebahn des Köln-Bonner Flughafens ;-) Die einzige Ausnahmeregelung für Kerzen besteht nämlich für die Kapelle... der katholische Seelsorger war zwar sehr nett und hat mir angeboten, dort die Kerzen anzuzünden, aber unser Rabbiner war von der Idee nicht gerade begeistert. Trotzdem fand ich das Angebot sehr freundlich.

Irgendwie habe ich auch angefangen, mich hier einzugewöhnen, denn natürlich lernt man viele nette Leute kennen, viele werde ich vermissen, mit einigen auch in Kontakt bleiben, und dem einen oder anderen auch hinterherweinen. Auf Wiedersehen auch Ballaburg Disco, Schwarzes Pferd und räudige Kneipe am Marktplatz, wo es den billigsten Kaffee gibt....

Natürlich bin ich dank meiner Connections ;-) auch auf dem Laufenden, was sich so in der Gemeinde tut, und das ist wohl einiges. Na, da bin ich ja mal gespannt....

Freitag, 1. Dezember 2006

Lasset Milde walten!

Von Chajm errichte mich gerade eine Mail, dass eine uns allen bekannte "Grand Dame" des Judentums mal wieder mit einer Schimpftirade gegen alle, die sich als Nichtjuden mit dem Thema Judentum beschäftigen, losgelassen hat. OK, sie hat nicht gesagt, alle, aber es wird auch so deutlich, was sie meint. Letztendlich soll das ganze wohl darauf hinauslaufen, dass jeder, der etwas zum Thema erfahren möchte, sich an sie zu wenden hat und nur an sie, sonst gibt es aber Dresche!!! Wer von Broder noch nicht genug hatte, darf sich auch von unserer Freundin noch mal ordentlich fertig machen lassen. Und wenn es keine Christen gibt, die man ordentlich in den Boden stampfen kann, wendet man sich eben an andere Juden, denn wie die Dame feststellen mußte, gibt es inzwischen auch eine neue Generation von Juden, die ihr ordentlich Konkurrenz macht.

Zugegeben, es gibt gerade zum Thema Judentum jede Menge Müll zu lesen, es gibt die selbsternannten nichtjüdischen Anwälte des Judentums, die häufig mal Staub aufwirbeln, den der Zentralrat dann wieder zusammenkehren muss, aber es gibt offensichtlich auch eine Gemeinde philosemitischer Masochisten, die beglückt nickt, wenn unsere "Grand Dame" sich mal wieder zu Wort meldet und sie ordentlich zusammensch...., anders ist ihre Medienpräsenz nicht zu erklären. Mehrmals durfte ich für sie den Staub zusammenkehren, den sie in Seminaren hinterlassen hat, erst als Notfallvertretung, dann aber als feste Dozentin.

Denn es gibt auch diejenigen Menschen, die einfach keine Ahnung von uns haben und das abstellen möchten. Ich finde es unfair, hinter jeder scheinbar dummen Frage gleich ein gerüttelt Maß an Antisemitismus zu vermuten. Eigentlich sollte ein Dozent zum Thema Judentum im Laufe seiner Arbeit ein Gespür dafür entwickelt haben, ob er einen Provokateur vor sich hat, oder einen Menschen, der sich einfach schlau machen will. Manchmal nervt das zwar, und man möchte am liebsten in die Tischkante beißen, aber das Endergebnis lohnt sich, lauter zufriedene Menschen verlassen den Hörsaal.

Und nein, liebe Frau B., ich bin keine Alibijüdin, auch wenn Sie das gerne so hätten....