Montag, 29. Januar 2007

Reingezappt....

Im letzten Artikel dieses Bloggs habe ich bereit etwas zu Muslimen in Albanien geschrieben, die während der Kriegsjahre jüdische Familien retteten. Gestern zappte ich während eines Werbeblocks ein bißchen herum und landete in irgendeinem ARD-Kulturmagazin, dass sich scheinbar mit dem selben Thema beschäftigte, es ging vordergründig um einen Pariser Imam, der während der deutschen Besatzungszeit für jüdische Familien Papiere fälschte, d.h. sie offiziell zu Mitgliedern seiner Gemeinde erklärte, um sie vor der Verfolgung durch die Deutschen zu schützen. Eigentlich ein spannender Bericht, der Mann muss wirklich Mut gehabt haben.
Da ich zu spät in den Beitrag hineingezappt hatte, wurde mir erst später klar, dass es darin um eine Buchvorstellung ging, eben jenes Buch stellte wohl ähnliche Beispiele vor, was ich ebenfalls sehr interessant fand. Was mir gar nicht gefiel, war der Unterton des dazu abgegebenen Kommentars, der sich dazu noch selbst widersprach. Einerseits wurde natürlich wieder einmal Israel angeklagt, diese Beispiele muslimischen Widerstands nicht genug zu würdigen, z.B. mit der Aufstellung von Bäumen in der Allee der Gerechten, worauf mal wieder ein allgemeines Lamento über den Umgang Israels mit Arabern folgte. Nur in Nebensätzen konnte der Zuschauer erfahren, dass es sich bei den Helfern fast ausschließlich um Araber aus dem westlichen Teil Nordafrikas handelte, und nicht um Palästinenser, worauf der Kommentar ja wohl abzielen sollte. Zudem würden den Arabern diese Beispiele vorenthalten, wodurch eine Basis eines friedlichen Miteinanders geschaffen würde. Aha - daran ist Israel also nun auch Schuld, wahrscheinlich sind überall in Algerien und Marokko Mossad-Agenten von Haus zu Haus gezogen, um den Menschen den Mund zu verbieten? Gut, das behauptete der Bericht nicht, aber die Verantwortung über die Unkenntnis wurde wieder einmal Israel in die Schuhe geschoben.

Es ist sicherlich richtig, dass diejenigen Muslime, die Juden halfen, Anerkennung verdienen, für mich ist es zudem der Beweis, wei unten bereits gesagt, dass es zwischen uns keine Feindschaft geben muss. Aber es wäre doch schön, wenn die Erinnerung daran von den Nachkommen dieser Alltagshelden hochgehalten würde...

In Deutschland ist es offensichtlich schick, alle möglichen Gruppierungen der Unterlassung zu beschuldigen (Israel der Nichterwähnung der arabischen Helden, die Muslime hier Nichtdistanzierung von islamistischem Terror etc.), anstatt mal genau hinzuschauen.


Also, der Vollständigkeit halber habe ich mal nachgeschaut, um welche Sendung es sich handelte, nämlich "TTT", anbei der Ankündigungstext zum Beitrag:

Die arabischen Oskar Schindlers: Wie Araber Juden das Leben retteten Jahrelang hat der amerikanische Historiker Robert Satloff recherchiert und überrascht jetzt mit der Enthüllung eines bisher unbekannten Kapitels deutscher Geschichte: Arabische Moslems haben im Zweiten Weltkrieg Juden vor dem Holocaust gerettet. Als sich die deutschen Truppen 1942 in Tunesien mit den Alliierten heftige Kämpfe lieferten, wurde von den Nazibürokraten bereits im Hintergrund die Verfolgung tunesischer Juden organisiert. Denn auch hier galten die gleichen Gesetze wie in Europa. Juden wurden verfolgt und in Straflager deportiert. Satloff hat bei seinen Recherchen herausgefunden, dass nicht wenige moslemische Araber sich damals gegen die Besatzer stellten – dass sie viele Juden versteckten oder deren Besitz aufbewahrten und damit ihr Leben riskierten. Hunderte von Heldengeschichten, die bis heute nicht erzählt wurden - nicht nur in Nordafrika, die Spuren reichen bis nach Paris. Der damalige Rektor der Großen Moschee in Paris bewahrte fast einhundert Juden vor der Deportation, indem er ihnen gefälschte Ausweise mit muslimischer Identität aushändigte. Die Autorin besucht Robert Satloff, Nahost-Experte und Direktor des „Washington Institute for Near East Policy“, der mit seinem Buch „Among the Righteous“/“Unter den Gerechten“ festgefahrene Feindbilder auf arabischer und jüdischer Seite ins Wanken bringen will. (Gabriela Hermer)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Danke für diesen Beitrag!

Mirjam Lea hat gesagt…

Kennst du also auch diese Berichte, bei denen sich so langsam ein komisches Gefühl im Magen anschleicht?

Anonym hat gesagt…

Ja, natürlich. Ich finde, es gibt sie leider gar nicht so selten. Auch Enttäuschungen gibt es immer noch, immer, immer wieder: so war ich überrascht, beispielsweise in der Süddeutschen Zeitung nur zwei ziemlich magere Beiträge zum 27. Januar zu finden. Ich hatte mehr erwartet.