Also nehmen wir mal zugunsten der feministischen Theologie an, G'tt wäre eine Frau, dann wäre Jom Kippur ihr Muttertag, der Tag nämlich, an dem die sonst reichlich unaufmerksamen Kinder die Wohnung aufräumen, Mama das Frühstück ans Bett bringen (natürlich an Jom Kippur nur im übertragenen Sinne) und sich nett und artig geben. Wir ziehen uns adrett an, haben uns bei Deichmann koschere Synthetikpumps beschafft und fasten, wobei wir eifersüchtig darauf achten, dass die anderen Kinder der Familie an diesem Tag ebenso artig sind wie wir, sprich, sich nicht beim Essen, Trinken oder Rauchen erwischen lassen. Im Grunde genommen ist so ein Tag eine gute Sache, wir besinnen uns auf das, was wir im vorangegangenen Jahr verbockt haben und erhalten eine neue Chance, es im nächsten Jahr besser zu machen. Leider gelingt uns das meist ebenso wenig wie unseren christlichen Nachbarn nach Sylvester.
Was das Fasten angeht, gibt es für uns chronisch Kranke, die sich das ganze Jahr mit unangenehmen Begleiterscheinungen von Medikamenten und Diagnosen herumschlagen müssen, eine gute Nachricht, wir müssen nicht ganz so artig sein wie die anderen. Ich fasse mal das Ergebnis der Recherchen zusammen:
In jedem Fall ist es erlaubt, pro einzunehmendem Medikament 40 ml Wasser zu trinken, andere Autoritäten erlauben sogar Wasser unbegrenzt und pro Tablette 40 ml eines beliebigen Getränks. Mein morgendlicher Kaffee ist also in jedem Fall gerettet.
Bei Stoffwechselerkrankungen (Rheuma, Diabetes und anderen Autoimmunerkrankungen) ist es sogar nach Auffassung einiger Rabbiner gestattet, alle 40 Minuten eine Kleinigkeit zu essen, zum Beispiel ein Stück Brot von weniger als 40 g.
Natürlich empfiehlt es sich wie immer, im individuellen Fall einen Rabbiner zu Rate zu ziehen. Jedenfalls bedanke ich mich schon mal bei Chabad Baden, Itzchak Lifshitz, Shalem, Jerusalem und anderen, die bereit waren, diese Informationen herauszusuchen. Wer noch weitere Infos hat, sollte diese natürlich posten.
Also, G'mar chatima towa alle zusammen!
Donnerstag, 28. September 2006
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
hallo mirjam,
ich muss dir sagen das ich ueberhaupt kein problem mit dem fasten habe. ganz im gegenteil: ich finde es geradezu erholsam zu fasten und vielleicht ist es auch nicht ungesund ? keine ahnung ? jedenfalls faste ich mehrmals im jahr - und das nicht aus religioesen gruenden, sondern einfach weil ich das gefuehl habe mir damit etwas gutes zu tun.
schabbat schalom,lg,
der grenzgaenger
Kommentar veröffentlichen