Dienstag, 19. Dezember 2006

Ein Hort des Bösen

Um mich ein bißchen auf dem Laufenden zu halten, schaute ich heute mal wieder ins Talmud.de Forum. Es hat mich fast vom Stuhl gehauen, was ich da in einem - zugegebenermaßen älteren Thread - über Etz Ami lesen durfte. In den Augen mancher Menschen sind wir offensichtlich ein Hort des Bösen, den ein ordentlicher Jude nie und nimmer betreten sollte. Wir rufen Schweine zur Thora und essen Christen - oder war es umgekehrt? Und außerdem wird bei uns soviel geraucht, dass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eigentlich schon einen Sonderausschuß Etz Ami gegründet haben müßte. Die Liste der Vorwürfe ließe sich noch beliebig erweitern, wie wäre es damit:

1. Bei Etz Ami werden die Nachbarskinder zu Matzen verarbeitet
2. Die Mitglieder von Etz Ami gehören eigentlich allesamt Scientology an
3. Der Kiddusch bei Etz Ami wird vom Papst gestiftet
4. Bei Etz Ami wird auf lateinisch gebetet
5. Bei Etz Ami müssen die Männer hinterher abspülen

Jetzt höre ich aber auf damit, sonst glaubt den Mist noch einer, denn gewissen Lästermäulern, die sich auch noch als religiöse Juden ausgeben, glaubt man öffensichtlich alles. Oder möchte es glauben, weil es in der eigenen Gemeinde offensichtlich so todsterbenslangweilig ist, dass man sich die Zeit mit ein bißchen Laschon Ra vertreiben muss. Vielleicht steckt ja auch einfach ein ordentlicher Schuß Chauvinismus dahinter, weil bei Etz Ami ein paar starke Frauen mitwirken, die sich nicht einfach unterbuttern lassen und einfach kompetenter sind als so mancher Möchtegern-Talmud-Gelehrter (siehe mein Artikel zum Synagogenzwischenfall). Außerordentlich bedauerlich allerdings fände ich es allerdings, wenn dieser Müll von einem Gast bei Etz Ami verbreitet worden wäre, der dort freundlich aufgenommen wurde und so tat als sei alles ok bei uns, um dann anschließend diesen Sch... zu verbreiten....

Montag, 18. Dezember 2006

Woran du glaubst, dafür sollst du....

Yippie - heute habe ich mal bei www.markbrandis.de nachgeschaut, dort gibt es jetzt einen Hinweis auf meine Fanfiction! Natürlich fühle ich mich irrsinnig geehrt.

In den letzten Wochen habe ich noch mal alle Buchhandlungen abgegrast, ob die Bücher nicht doch mal wieder aufgelegt werden, wird doch einiges, was ich in meiner Jugendzeit gern gelesen habe, gerade wieder neu gedruckt, zum Beispiel die Tripods und "die Wächter" von John Christopher - leider nicht "der Fürst von Morgen" - und *hüstel* Anne auf Green Gables von Lucy Maud Montgomery. Auch die drei ??? gibt es wieder, diesmal sogar in Taschengeld-gerechten Ausgaben. Aber kein Mark Brandis, welch Schmach!

Als ich mich in der Klinik noch nicht so gut fühlte, fiel mir auch dazu einiges ein, z.B. dass das Regime der Reinigenden Flamme Staatsfeinde als geisteskranke Irre betrachtet und sie in psychiatrische Anstalten steckt - hoffentlich hat die Putzfrau das nicht gelesen - zudem hatte ich eine ausgiebige blau-rote Phase bei meinen Kreidezeichnungen, welche einer Analyse durch die Mentorin bedurfte: "Welche Gemeinsamkeiten haben Sie mit dem Bösewicht der Serie?" "Öh, *räusper* ich habe sozusagen auch im Exil gesessen und habe jetzt mein Coming-Out, außerdem hätte ich gern einen Collie." "Das ist seeeehr gut...."

Vielleicht fallen mir ja noch ein paar jüdische Helden ein. Wie wäre es mit Captain Sara Cohen, Kommandantin des schweren Raumkreuzers "Makkabäer" oder eine geniale (jüdische) Wissenschaftlerin, so richtig klischeehaft halt, aber trotzdem nett....

Sonntag, 17. Dezember 2006

Chanukka ist jedes Jahr am 23. Dezember

Nee, ich bin jetzt nicht komplett abgedreht, dies wurde heute in der Tagesschau verkündet, ungeachtet der Tatsache, dass ein Bericht von der diesjährigen Chanukkafeier in Frankfurt gezeigt wurde....naja, der gute Wille zählt.

ABER ICH BIN WIEDER DAHEIM, an meinem lahmen PC! Meinen Schreibtisch mußte ich von unten erst mal von den Stoffwechselprodukten bestimmter Katzen befreien und auch sonst sieht es aus wie Hulle, aber ich bin zu Hause! Fast pünktlich zu Chanukka. Natürlich habe ich mich auch schon nach dem neuesten Gemeindetratsch erkundigt, aber in Duisburg tut sich im Moment wohl nichts erwähenswertes, außer dass ich dort gestern schon zum Gomel erwartet wurde. Das wird aber erst nächste Woche was. Und der nette ungarische Kantor hat mir eine E-Card geschickt, ist das nicht nett? Da könnte ich doch glatt mein kürzlich geleistetes Zniut-Gelübde vergessen...nein, so schnell nun doch wieder nicht.

So, jetzt kann ich auch mein Mark-Brandis-Fanfiction weiterschreiben, ohne dass die Putzfrauen auf handgeschriebene Fragmente stoßen und muss zum Mailschreiben keine 30 Minuten mehr laufen. Bloss, dass die gesparte Laufzeit von der Langsamkeit meines PCs aufgefressen wird...

Freitag, 15. Dezember 2006

Zniut - oder warum die Orthodoxie manchmal doch Recht hat

Bisher bin ich in meinem Leben eher unfreiwillig Schomer Negiah gewesen, einfach auf Grund meiner Erfahrungen und weniger aus religiösen Gründen. Ich halte nicht viel davon, mit tiefen Gefühlen zu experimentieren und halte die sexuelle Revolution für den übelsten Trick, den sich der männliche Teil der Menschheit je ausgedacht hat. Aber es geht ja nicht immer gleich um Sexualität, sondern manchmal einfach um menschliche Nähe. Als ich auf www.askmoses.com die Tipps der Rebbezin zum Thema Flirten und lockerer Sprache zwischen Männern und Frauen gelesen habe, kam mir das alles recht altbacken und lächerlich vor und ich dachte, nun, so eng muss man es ja nun auch nicht sehen. Ich bin von jeher nicht grundsätzlich dagegen gewesen, auf Zniut zu achten, mich störte nur der sehr strenge Umgang damit.

Nun mußte ich mich aber eines Besseren belehren lassen, denn ich habe mich jüngst auf das absolut dämlichste Experiment meines Lebens eingelassen. Um meine Hemmungen im Umgang mit dem männlichen Geschlecht zu besiegen, schlug meine Therapeutin vor, ich solle das doch einmal im geschützten Rahmen austesten und das lockere Gespräch mit einem männlichen Mitglied des Teams üben. Nun gut, dachte ich, schaden kann es ja nichts, und ließ mich darauf ein. Schließlich ging es nicht um Körperkontakt, sondern um Gespräche außerhalb des beruflichen und sachlichen Rahmens. Was konnte da schon dabei sein? Also legte ich mich mächtig ins Zeug, jedenfalls für meine Verhältnisse. Zunächst machte es mir auch riesigen Spass, da ich glaubte, genug Selbstkontrolle und Verstand zu haben, um keine tiefergehenden Emotionen zu entwickeln. Es war ja von vornherein klar, dass es hier nicht um einen privaten Kontakt ging, sondern lediglich um eine befristete Übung. Als diese dann zuende ging, litt ich dennoch wie eine dämliche, verliebte Schülerin und plumpste unsanft in die Realität zurück. Um mich selbst einigermaßen souverän aus der Affäre zu ziehen, machte ich meine Gedanken in der Therapiegruppe öffentlich, weil es mir zu dumm war, dieses Thema dann nur unter vier Augen abzuschließen. Zwar wurde ich dann für meinen Mut gelobt, aber in mir blieb das schale Gefühl, mich erstens lächerlich gemacht zu haben und mir zweitens ziemlich viele blaue Flecke geholt zu haben. Ob ich jemanden einen Vorwurf mache? Nein, ich weiß ja, dass ich ziemlich emotional reagiere und das ganze von vornherein hätte ablehnen müssen. Meine Kritik an diesem Experiment blieb den meisten jedoch vollkommen unverständlich, vor allem wollte keiner der Therapeuten so recht sehen, was an diesem Spiel so gefährlich war, was wäre, wenn ich vollkommen durchgedreht wäre?

Also, auch wenn es altmodisch klingt, gewisse Moralvorstellungen haben durchaus ihren Sinn und schützen uns Frauen davor, emotional verletzt zu werden. Ich sehe zwar immer noch keinen Sinn darin, in knöchellangen Röcken herumzulaufen, aber sobald es das Gefühlsleben angeht, ist mir klargeworden, dass man mit zu lockerem Umgang zwischen den Geschlechtern doch vorsichtiger umgehen sollte und schon gar nicht damit experimentiert....

Chag Chanukka Sameach

Nein, auch in Geldern geht die Sonne nicht später unter als woanders, auch wenn die individuelle Zeit irgendwie seltsam verläuft. Also, trotz allem, ich wünsche allen, die mich kennen oder in diesem Blogg lesen, ein schönes Chanukka! (Bin eben schon an einem Latkes-Stand vorbeigekommen - lechz!)

Dienstag, 12. Dezember 2006

I'm coming home!

So, Samstag wird es jetzt wirklich ernst, ich werde wieder in die freie Wildbahn entlassen. Langsam macht sich Panik in mir breit, denn das richtige Leben wurde jetzt 10 Wochen von mir ferngehalten. Das heißt, ich bin jetzt wieder für mich selbst verantwortlich und das ist für einen Messie wie mich harte Arbeit.

Was fange ich jetzt mit mir an? Immerhin weiß ich jetzt, was mit mir los ist, ich habe eine ausgeprägte PTBS, ein dritte Generation Syndrom und bin dazu noch manisch depressiv veranlagt. Letzteres finde ich fast schmeichelhaft, haftet dieser Diagnose doch fast etwas romatisches an, da ich mich in bester Gesellschaft zu einigen bekannten Komponisten, Malern und Schriftstellern befinde. Leider habe ich noch keine Symphonien komponiert, kein bedeutendes Bild gemalt und schreibe nur im Internet. Aber vielleicht ist es ja eine Chance! Zu früh aufgeben sollte ich jedenfalls nicht, also mal schauen, was sich aus meinem Leben noch machen läßt...

Simulantenalarm!

So wie es auch Menschen gibt, die sich als ach so jüdisch bezeichnen, obwohl sie keinerlei jüdischen Hintergrund haben, werden leider auch andere traumatische Themen von Wichtigtuern und offensichtlich nicht mit genug Beachtung gesegneten Menschen benutzt, um sich in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen. In jeder Buchhandlung gibt es Erfahrungsberichte von mißbrauchten Frauen zu kaufen, es scheint im Moment ein ziemliches Modethema zu sein, das Trittbrettfahrerinnen magisch anzieht. Leider stehlen diese Trittbrettfahrerinnen uns wichtige Therapiezeit und nerven auch sonst gewaltig mit ihrer zur Schau gestellten Übersensibilität und Heulerei. Wir alle haben unsere Tränenausbrüche und Nervenzusammenbrüche hinter uns, was in unserer Situation ganz normal ist (trotzdem quälen wir uns immer mit dem Gedanken, dass wir uns mal wieder nicht genug zusammengerissen haben), aber ich bilde mir mittlerweile ein, dass ich eine Simulantin sehr schnell erkenne.... Die Mädels nerven einfach nur!

Dienstag, 5. Dezember 2006

Bald wieder zu Hause!

Nächste Woche ist es also soweit, ich werde die heiligen Hallen der Klinik wieder verlassen und in meinen Alltag zurückkehren, das heißt zunächst einmal Katzenspuren zu beseitigen, aufzuräumen und dann die leidigen Ämtergänge. Das Übergangsgeld, das ein chronisch Kranker bekommt, ist nämlich ein Witz. Zudem liegt der Verursacher der ganzen Geschichte seit 14 Jahren unter der Erde, also besteht noch nicht einmal die Chance, etwas über das OEG Gesetz zu regeln. So ziemlich alle Menschen, die unter einem Trauma leiden, dürften davon ein Lied singen können...

Aber es bedeutet auch Rückkehr in den jüdischen Alltag, hier schlägt man sich ja so recht und schlecht durch, wenigstens wird für die "Nichtschweinefleischesser" ein vegetarisches Menü angeboten. Wenn ich mich an die Regel halten würde, für jede nicht-angezündete Schabbeskerze eine zusätzliche anzuzünden, sähe meine Wohnung allerdings aus wie die Landebahn des Köln-Bonner Flughafens ;-) Die einzige Ausnahmeregelung für Kerzen besteht nämlich für die Kapelle... der katholische Seelsorger war zwar sehr nett und hat mir angeboten, dort die Kerzen anzuzünden, aber unser Rabbiner war von der Idee nicht gerade begeistert. Trotzdem fand ich das Angebot sehr freundlich.

Irgendwie habe ich auch angefangen, mich hier einzugewöhnen, denn natürlich lernt man viele nette Leute kennen, viele werde ich vermissen, mit einigen auch in Kontakt bleiben, und dem einen oder anderen auch hinterherweinen. Auf Wiedersehen auch Ballaburg Disco, Schwarzes Pferd und räudige Kneipe am Marktplatz, wo es den billigsten Kaffee gibt....

Natürlich bin ich dank meiner Connections ;-) auch auf dem Laufenden, was sich so in der Gemeinde tut, und das ist wohl einiges. Na, da bin ich ja mal gespannt....

Freitag, 1. Dezember 2006

Lasset Milde walten!

Von Chajm errichte mich gerade eine Mail, dass eine uns allen bekannte "Grand Dame" des Judentums mal wieder mit einer Schimpftirade gegen alle, die sich als Nichtjuden mit dem Thema Judentum beschäftigen, losgelassen hat. OK, sie hat nicht gesagt, alle, aber es wird auch so deutlich, was sie meint. Letztendlich soll das ganze wohl darauf hinauslaufen, dass jeder, der etwas zum Thema erfahren möchte, sich an sie zu wenden hat und nur an sie, sonst gibt es aber Dresche!!! Wer von Broder noch nicht genug hatte, darf sich auch von unserer Freundin noch mal ordentlich fertig machen lassen. Und wenn es keine Christen gibt, die man ordentlich in den Boden stampfen kann, wendet man sich eben an andere Juden, denn wie die Dame feststellen mußte, gibt es inzwischen auch eine neue Generation von Juden, die ihr ordentlich Konkurrenz macht.

Zugegeben, es gibt gerade zum Thema Judentum jede Menge Müll zu lesen, es gibt die selbsternannten nichtjüdischen Anwälte des Judentums, die häufig mal Staub aufwirbeln, den der Zentralrat dann wieder zusammenkehren muss, aber es gibt offensichtlich auch eine Gemeinde philosemitischer Masochisten, die beglückt nickt, wenn unsere "Grand Dame" sich mal wieder zu Wort meldet und sie ordentlich zusammensch...., anders ist ihre Medienpräsenz nicht zu erklären. Mehrmals durfte ich für sie den Staub zusammenkehren, den sie in Seminaren hinterlassen hat, erst als Notfallvertretung, dann aber als feste Dozentin.

Denn es gibt auch diejenigen Menschen, die einfach keine Ahnung von uns haben und das abstellen möchten. Ich finde es unfair, hinter jeder scheinbar dummen Frage gleich ein gerüttelt Maß an Antisemitismus zu vermuten. Eigentlich sollte ein Dozent zum Thema Judentum im Laufe seiner Arbeit ein Gespür dafür entwickelt haben, ob er einen Provokateur vor sich hat, oder einen Menschen, der sich einfach schlau machen will. Manchmal nervt das zwar, und man möchte am liebsten in die Tischkante beißen, aber das Endergebnis lohnt sich, lauter zufriedene Menschen verlassen den Hörsaal.

Und nein, liebe Frau B., ich bin keine Alibijüdin, auch wenn Sie das gerne so hätten....

Montag, 6. November 2006

Ich bin noch da!

Hier ist nur ein kurzes Lebenszeichen von mir, da ich, wie bereits bekannt gegeben, zur Zeit in Kur bin. Aber da Geldern ja eine Stadt von Format ist, gibt es hier ein Internetcafe, das es mir ermöglicht, mal Laut zu geben. Leider ist es so, dass man überall, wo man hinkommt, gleich als Patient der besagten Einrichtung erkannt wird, auch wenn der Wirt mal nicht quer durchs Lokal brüllt "Wer hat hier ein Taxi zur Gelderlandklinik bestellt?!" Die Klinik ist sicherlich einen längeren Bericht wert, aber dazu fehlt mir gerade die Zeit. Es soll allerdings nicht verschwiegen bleiben, dass Hannibal Lecter nach seinem letzten Filmauftritt nicht in der Versenkung verschwunden ist, sondern hier einen Job als Therapeut angetreten hat - ich bin mir ganz sicher!!!!! Er hat sich sogar die Mühe gegeben, sein Äußeres vollkommen zu verändern, beherrscht aber immer noch die Kunst, auch tief verborgene Geheimnisse aus seinen Patienten herauszuholen. Das Menschenverspeisen hat er aber glücklicherweise aufgegeben - obwohl, wer weiß..... die Lehrküche hier wäre sicherlich ein interessanter Spielplatz für ihn....

Sonntag, 8. Oktober 2006

Synagogenzwischenfall

Es ist wieder passiert, so kurz nach Jom Kippur, da wir uns doch alle noch in einer versöhnlichen Stimmung befinden sollten. Aber das Leben kann wirklich grausam sein....also hier das Protokoll der Ereignisse:

Raumzeit 18.50 h, erster Abend Sukkot. Mit einer Begleiterin betrete ich den unteren Bereich unserer Einheitsgemeinde um mich auf die "Frauenschutzzone" im hinteren Teil der Männerabteilung zu begeben, die uns mit Zustimmung des Vorsitzenden und des Rabbiners zugeteilt wurde. Dort saß bereits ein Vertreter des männlichen Geschlechts, der sich, wie ich annahm, irrtümlicherweise dorthin verirrt hatte, da er nicht zu den regelmäßigen Besuchern dieses Raumsektors gehörte. Ich beschloß daher, um einen kriegerischen Zwischenfall zu vermeiden, zunächst diplomatisch vorzugehen und initierte die Begrüßungssequenzen: "Chag Sameach und Schabbat Schalom, entschuldigen Sie bitte, aber Sie befinden sich in der Frauenabteilung, würden Sie sich bitte eine Bank weitersetzen?"
Der Vertreter der VOR (Vermeintlich Orthodoxe Rübennasen) verweigerte sich allerdings jedweder Kommunikation und suchte sich stattdessen Beistand bei einem schweren Kreuzer der jemenitischen Kampfhundklasse, der auch sogleich das Feuer eröffnete und mich freimütig duzend des Verstoßes gegen das Gemeinde reglement beschuldigte. Ich gebe zu Protokoll, dass ich ihn daraufhin darauf aufmerksam machte, dass er sich lediglich zweimal im Jahr in diesem Sektor des Sonnensytems aufhielte und ihm daher gewisse Gepflogenheiten unserer Gemeinde nicht weiter vertraut seien. Der schwere Kreuzer bestand aber auf seiner Rechtsauffassung, da er sich mit dem Gesetz besser auskenne als ich. Eine Beteuerung meinerseits, dass ich in Übereinstimmung mit dem Oberkommando der Sternenflotte handelte, wurde brüsk zurückgewiesen, ich habe nicht das Recht mich über sine Auffassung von Recht hinwegzusetzen. Der Gerechtigkeit halber muss ich hier anmerken, dass sich zwei weitere Vertreter der VOR zu diesem Zeitpunkt noch absolut neutral verhielten und sich auf eine Beobachterfunktion beschränkten.
Sternzeit 18.55 h: Der Kommandant des schweren Kreuzers der jemenitischen Kampfhundklasse entschließt sich zum Einsatz biologischer Waffen, nachdem er eine Diskussion über die tatsächliche Rechtsgrundlage abgelehnt hatte. "Ich bin 100% Jude, ich weiß was richtig ist, du nicht." Eine Anfrage, was dieser Satz nun konkret zu bedeuten habe, wurde abschlägig beantwortet, bzw. mit der Versicherung, das würde mir später unter vier Augen erklärt. Da mir diese aus Gründen der Zniut nicht möglich erschien, mußte ich ablehnen und auf einer offiziellen Klärung bestehen. Diese wurde mir verweigert, mit der Begründung, ich habe mich als Frau ohnehin ab jetzt ruhig zu verhalten. Ich beschließe daraufhin, mich des Beistandes des rabbinischen Oberkommandos zu versichern - hier gibt sich der Kommandant reumütig, vielleicht auch um den Einsatz von KL (Kampfbereiten Liberalen) zu vermeiden, denn mittlerweile ist Verstärkung aus einer liberalen Gemeinde in Köln eingetroffen, auch wenn diese Personengruppe als geächtet gilt.
Sternzeit 18.59 h: Ein Vertreter des männlichen Geschlechts, der sich auf die Kante der Sitzbank niederläßt, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen, wird von den bisher neutralen Beobachtern der VOR des Platzes verwiesen. Wir verabschieden uns freundlich um auf eine Eskalation der Ereignisse nicht weiter hinzuwirken.
Sternzeit 20.15 h: Die offiziellen Feierlichkeiten werden ohne weiteren Zwischenfall beendet, abgesehen von einem mobilen Funkspruch an den jemenitischen Kampfkreuzer, der offensichtlich entgegen der Synagogenordnung sein Handy eingeschaltet ließ. Der erste Vertreter männlichen Geschlechts funkt mich noch einmal an und teilt mir mit, dass mein Verhalten gesetzteswidrig wäre. Ein Dialogversuch scheitert am Eingreifen des jemenitischen Kampfkreuzers, der mich der Kollaboration mit der katholischen Kirche beschuldigt. Bevor ich daraufhin jedwede Verbindung mit dem Papst und seinen Freunden ableugnen kann, entzieht sich der Kampfkreuzer durch Flucht. Auch gut.
Sternzeit 20.30 h: Eintritt in die Sukka-Subraumzone. Ein Austausch von Siddurim mit dem Rabbiner wird wiederum mit feindlichen Funksprüchen gewertet. Seuchenalarm wird auf Grund von Nidda-Verdacht ausgegeben. Wir beschließen, diesen zu ignorieren, um mit dem Protokoll fortzufahren.
Sternzeit 20.45 h: Der Kampfkreuzer verläßt die Sukkazone, um sich vermittelst seines Automobils noch vor dem Tischgebet in seinen heimatlichen Raumsektor zu begeben, in der festen Überzeugung, der Orhtodoxie einen großen Dienst erwiesen zu haben. Ich versuche, einen Schreikrampf zu vermeiden....

Donnerstag, 5. Oktober 2006

Ab nach Geldern

Nächste Woche ist es so weit, ich muss mal wieder sechs Wochen ins Krankenhaus, in eine Trauma-Reha. Langsam kriege ich etwas kalte Füße, was mich dort erwartet, obwohl die Klinik einen sehr guten Ruf hat. Nachdem mir die Akutbehandlung im Alexianer-Krankenhaus in Krefeld sehr gut getan hat (an dieser Stelle noch mal ein herzlicher Dank an meine dortige Psychologin Frau Brandstätter, die PflegerInnen Karg, Golanis, natürlich den netten Herrn Schneider und die genialen Krankengymnasten Abels, den "Wunderheiler" und alle anderen), hoffe ich, dass mich auch Geldern ein Stück weiter bringt. Eine Traumabehandlung dauert zwar manchmal bis zu drei Jahren, gerade wenn man sie wie ich verschleppt, aber ich sehe langsam ein Licht am Ende des Tunnels.

Mit Schrecken allerdings denke ich daran, dass man mic dort dazu bringen will Sport zu treiben und ich sechs Wochen nicht an meinen PC kann, um das Internet um Lesestoff anzureichern.....also drückt mir die Daumen!

Donnerstag, 28. September 2006

Muttertag

Also nehmen wir mal zugunsten der feministischen Theologie an, G'tt wäre eine Frau, dann wäre Jom Kippur ihr Muttertag, der Tag nämlich, an dem die sonst reichlich unaufmerksamen Kinder die Wohnung aufräumen, Mama das Frühstück ans Bett bringen (natürlich an Jom Kippur nur im übertragenen Sinne) und sich nett und artig geben. Wir ziehen uns adrett an, haben uns bei Deichmann koschere Synthetikpumps beschafft und fasten, wobei wir eifersüchtig darauf achten, dass die anderen Kinder der Familie an diesem Tag ebenso artig sind wie wir, sprich, sich nicht beim Essen, Trinken oder Rauchen erwischen lassen. Im Grunde genommen ist so ein Tag eine gute Sache, wir besinnen uns auf das, was wir im vorangegangenen Jahr verbockt haben und erhalten eine neue Chance, es im nächsten Jahr besser zu machen. Leider gelingt uns das meist ebenso wenig wie unseren christlichen Nachbarn nach Sylvester.

Was das Fasten angeht, gibt es für uns chronisch Kranke, die sich das ganze Jahr mit unangenehmen Begleiterscheinungen von Medikamenten und Diagnosen herumschlagen müssen, eine gute Nachricht, wir müssen nicht ganz so artig sein wie die anderen. Ich fasse mal das Ergebnis der Recherchen zusammen:

In jedem Fall ist es erlaubt, pro einzunehmendem Medikament 40 ml Wasser zu trinken, andere Autoritäten erlauben sogar Wasser unbegrenzt und pro Tablette 40 ml eines beliebigen Getränks. Mein morgendlicher Kaffee ist also in jedem Fall gerettet.

Bei Stoffwechselerkrankungen (Rheuma, Diabetes und anderen Autoimmunerkrankungen) ist es sogar nach Auffassung einiger Rabbiner gestattet, alle 40 Minuten eine Kleinigkeit zu essen, zum Beispiel ein Stück Brot von weniger als 40 g.

Natürlich empfiehlt es sich wie immer, im individuellen Fall einen Rabbiner zu Rate zu ziehen. Jedenfalls bedanke ich mich schon mal bei Chabad Baden, Itzchak Lifshitz, Shalem, Jerusalem und anderen, die bereit waren, diese Informationen herauszusuchen. Wer noch weitere Infos hat, sollte diese natürlich posten.

Also, G'mar chatima towa alle zusammen!

Meine ultimative Zensurliste

Mein lieber Dr. Greve, was ich hier schreibe ist kein plötzlicher Ausbruch einer größenwahnsinnigen Psychose, sondern lediglich eine kleine Machtfantasie von mir, also sozusagen eine Imaginationsübung - 983...966...949 und los! Ich bin jetzt Imperator Palpatine, General Smith und Gul Dukat in einer Person vereinigt und verfüge über die absolute Macht, alles und jeden in Presse und Medien der Zensur zu unterwerfen, was mich schon immer genervt hat, dann stehen ab sofort folgende Dinge auf meiner persönlichen Abschußliste:

Frauenzeitschriften wie Glamour, Instyle etc.: Anstatt sich darum zu bemühen, mir Kleider auf meinen majestätischen Leib zu schneidern, zeigen diese Dissidenten mit täglich Fotos von anorektischen Hungerleiderinnen in Designerfummeln, für deren Anschaffung mein knapper Staatshaushalt nicht ausreicht. Bereits die Zunahme auf Kleidergröße 38 bei einer Schauspielerin wird mit zynischer Häme quittiert, so schnell würde noch nicht einmal ich jemanden meiner Vasallen der Disziplinlosigkeit und des Versagertums beschuldigen. Meine intergalaktischen Gefängnisse bieten ihren Gefangenen bessere und nahrhaftere Mahlzeiten an, als normalen Frauen von der Straße hier an Ernährung zugestanden wird. Wenn ich Amnesty nicht schon längst verboten hätte, würde ich diese Organisation auf die Redakteurinnen dieser Zeitschriften loslassen, so lautet mein Urteil: Verbannung an den Hof von Jabba the Hutt und fünf sahnige Mahlzeiten am Tag.

Bücher von Konzelmann, Scholl-Latour und Küng zum Thema Islam: Schafft mir dieses Zeug vom Hals, hat eigentlich noch niemand gemerkt, dass dieser Schrott eine wirkliche Beleidigung für den Islam darstellt? So schlimm können Rushdie, dänische Zeitungen und Idomeneo doch zusammen nicht sein! Außerdem mag ich es als Herrscherin der Welt natürlich gar nicht, wenn mir irgendwelche Egomanen den Rang ablaufen wollen. Mein Urteil: Verbannung auf den Mond mit einem Jahresvorrat gefiltem Fisch aus der Dose und 200 Flaschen Brottrunk.

Schlechtgemachte Sci-Fi und Fantasy Serien: Ein böswilliger Anschlag auf mein ästhetisches Empfinden und meine strapazierte Geduld. Ich habe folgenlang gewartet, dass bei Lost mal etwas spannendes passiert, habe die grauenhaften Kostüme bei Herkules und Xena ertragen und verzweifelt gehofft, dass dieser Commander dessen Namen ich mir nie gemerkt habe, aus dieser Andromeda-Serie, die angeblich auf dem Mist des genialen Gene Roddenberry gewachsen sein soll, endlich irgendwelchen verschimmelten Aliens in billigen Plastikkostümen zum Opfer fällt. Da könnte ich ja schon eher eine Verfilmung von Bordbuch Delta VII vertragen, obwohl mein Hund und ich dort wenig schmeichelhaft dargestellt werden. Mein Urteil also: Verbannung nach Alpha Centauri und nachsitzen bis der Arzt kommt!

Berichte über deutsches Judentum im Fernsehen: Da in meinem galaktischen Imperium das Judentum natürlich zur Staatsreligion erhoben wird, werde ich als erstes diese Reportagen auf gefilte Fisch Niveau unterbinden, in denen meine geliebte Religion auf Folklore reduziert wird, so dass der Bürger auf der Straße meint, dass wir uns alle mit den dort gezeigten zniesdiken Klamotten verkleiden, wenn wir in die Gemeinde gehen. Ich will was positives sehen, zukunftsgerichtete Projekte, wie Etz Ami zum Beispiel. Normale Juden aus Fleisch und Blut, keine Anatevka Verfilmung. Mein Urteil: Verbannung der Macher zu siehe oben....

So, jetzt aber Schluß mit diesen kriminellen Fantasien, ich zähle rückwärts von 10 und befinde mich wieder in der Realität (in Wirklichkeit hat mein Browser gerade gemeldet, dass ich zwei neue Mails habe). Na zum Glück gibt es hier noch keine Zensur, aber der Gedanke mag für manche Menschen verlockend sein...

Alltäglicher Wahnsinn

Eigentlich wollte ich meinen PC schon zur wohlverdienten Nachtruhe schicken, aber dank eines Interviews, das Günther Jauch mit der Intendantin Wer-auch-Immer von der Berliner Oper führte, darf der alte Herr noch nicht in den Schönheitsschlaf sinken. Auch wenn er mich deshalb böse anbrummt, so weiß ich doch immerhin dadurch, dass ich mich immer noch in der Realität befinde und nicht in meinem vor kurzem veröffentlichten FanFic, in dem ein an Vogelgrippe erkranktes Mädchen Massenhysterie und Diktatur auslöst.

Nun, so weit ist es zum Glück noch nicht, aber immerhin hat die Massenhysterie dazu geführt, dass auf Grund eines anonymen Anrufs an der Berliner Oper vier Aufführungen von Idemeneo ausfallen, da Mozart offenbar schon damals ausgezogen war, um die islamische Welt zu beleidigen. Wohlgemerkt hatten nicht Usama bin Laden, Ayatollah Khomeini aus dem Totenreich oder sonstige medienbekannten Superschurken in Berlin angerufen, sondern eine Person weiblichen Geschlechts, die noch nicht mal bereit war, der Öffentlichkeit ihren Namen zu nennen. Es könnte sich also sowohl um einen Schülerstreich als auch einen Anruf von Station 1 in Süchteln gehandelt haben. Oder von jemandem, der einfach keine Mozart-Opern mag. Der nächste Anschlag könnte also der Entführung aus dem Serail (äußerst politisch unkorrekt) oder der Zauberflöte (anonyme islamistische Tierschützer laufen Sturm gegen den Vogelfänger) gelten. Die Intendantin erklärte standhaft, bei der Programmänderung nur das Wohl des Publikums im Sinn zu haben, da einer ihrer Freunde auch morgen noch an ihrem schönen Opernhaus vorbeifahren wolle. Wahrscheinlich surren schon verdächtige Flugzeuge darüber herum. Ich persönlich würde in diesem Fall empfehlen, schon einmal Chuck Norris, das Stargate Team und Luke Skywalker vor der Oper zu postieren. Die wenden bekanntlich jedes Unheil von der zivilisierten Menschheit ab, also werden sie auch mit mozarthassenden Islamisten fertig werden.

Wenn ich an meine Zeit als Jugendgruppenleiterin einer kleinen jüdischen Gemeinde zurückdenke, kann ich da nur den Kopf schütteln. Fast jedesmal hatten wir irgendeine Bombendrohung, aber trotzdem gaben wir nicht auf. Sonst hätte jede jüdische Gemeinde in Deutschland und anderswo längst dichtmachen müssen, denn in unruhigen Zeiten sind Bombendrohungen dort fast an der Tagesordnung.

Ich will hier keine tatsächlich existierenden Gefahren verharmlosen, aber es kann doch nicht angehen, dass wir unsere Gesellschaft jetzt in vorauseilendem Gehorsam selbst lahmlegen und uns keinen Schritt mehr vor die Tür trauen. Seit Jahren leide ich unter einer generalisierten Angsterkrankung, und manche meiner Ängste sind berechtigt. von anderen kann ich mich langsam mühsam befreien. Aber verkriechen gilt nicht. Auch bin ich sehr dafür, das Provozieren anderer Religionen möglichst zu unterlassen, aber ich kann nicht einsehen, dass eine Oper, die seit unzähligen Jahrzehnten aufgeführt wird, plötzlich eine Provokation sein soll, wohlgemerkt nicht auf Protest einiger Muslime, sondern auf Grund eines einzigen Anrufs. Dass auch Muslime eine Menge Humor verpacken können, beweisen Shows wie die von Kaya Yanar, oder hat jemand schon einmal einen Massenprotest türkischer Muslime gegen Fahrschule Yilderim gesehen? Auch wir Juden können diesbezüglich einiges ab, sonst wären Mel Brooks und Ephraim Kishon niemals zu solcher Popularität gelangt.

Also arbeitet doch endlich mal mit den vernünftigen Muslimen zusammen, nicht mit den passionierten Fahnenverbrennern, die nur auf einen Anlaß warten. Oder hört auf, auf seltsame anonyme Anrufe zu hören. Tut ihr doch sonst auch nicht.

Übrigens überlege ich gerade, ob ich mal bei jedem Opernhaus anonym anrufe, das Wagner-Opern aufführt. Das provoziert mich nämlich auch. Oder bei den Passionsfestspielen in Oberammergau oder bei Mel Gibson. Ob man mit meinen Gefühlen als Jüdin auch so sensibel umgeht?

Dienstag, 26. September 2006

Könnte ich orthodox sein?

Irgendwie scheint mich die Müdigkeit der letzten Tage erst heute so richtig einzuholen, also noch schnell ein Beitrag, bevor ich am PC einschlafe (was an einem P133 Baujahr 1997 nicht allzu schwer fällt!)

Angesichts einiger Gespräche an RhS kam die Frage auf, ob ich mir vorstellen könnte, auch orthodox zu leben. Schwierig, schwierig, kann ich da nur sagen, wie beantwortet man so eine Frage? Ich könnte mir vorstellen, strenger Kaschrut zu halten als bisher - sprich auch außerhalb meiner eigenen 4 Wände - ich könnte mir auch vorstellen, zniesdike Kleidung in gewissem Rahmen zu tragen. Vielleicht würde ich sogar das Rauchen aufgeben und am Schabbat nicht mehr fahren. Aber könnte ich mir auch vorstellen, nicht mehr vor gemischtem Publikum vorzubeten und hinter einer Mechitze zu versauern? Wenn es in Deutschland aktive Frauenminjanim gäbe, dann vielleicht auch das, aber leider sieht die orthodoxe Wirklichkeit hier noch nicht so aufgeschlossen aus wie in anderen Ländern, wo es auch Frauen ermöglicht wird, sich in orthodoxen Gemeinden außerhalb der Küche zu betätigen. Ich koche sehr gerne und auch sehr gut (wie mir ein orthodoxer Mann noch kürzlich bestätigt hat), aber als Küchenmamsell will ich mein Leben nicht verbringen. Das wurde mir erst dieses RhS klar, als ich eine eifersüchtige Breitseite einer orthodoxen Frau abbekam, die ihre Befriedigung wohl nur aus dem Kochen bezieht und sich nicht vorstellen kann, dass eine Frau auch kochen und Tora lesen kann.

Also, wenn orthodoxe Leute wie Avi Weiss, Saul Bermann, mein geschätzter Freund Itzchak Lifschitz oder Sara Hurwitz ihre Orthodoxie nach Deutschland transferieren könnten, dann würde ich mich der Orthodoxie öffnen. Vorher nicht.

Montag, 25. September 2006

Let's get loud!

Ach ja, unsere Rosch ha-Schana Single Party war mal wieder schön. Natürlich war es keine offizielle Single Party, dazu sind wir ja viel zu zniesdig, aber es fanden sich halt die entsprechenden Menschen zusammen - nämlich alle diejenigen, die nicht auf die RhS Partys der High Society and Koschernostra eingeladen wurden, wo man den Abend in andächtiger Religiösität verbringen muss. Aber wir haben uns ja auch relativ ordentlich verhalten. Natürlich hatten wir mal wieder viel zu viel gekocht, vom Alkoholkonsum schweigen wir hier mal besser (wie, is scho Purim?). So etwa um halb zwei nachts waren wir dann beim Tischgebet angelangt, dazu muss man erwähnen, dass inklusive meiner laienhaften Wenigkeit drei Kantoren anwesend waren und auch die anderen sechs Anwesenden mit recht kräftigen Stimmen ausgestattet sind. Ein paar aufmerksame Passanten - die offensichtlich davon gehört hatten, dass auch in Duisburg Islamisten ihr Unwesen treiben - hörten nur etwas von Israel und schickten sich an, die Polizei zu rufen. Wäre sicherlich sehr interessant geworden!

Da es kurz vor Jom Kippur ist, muss ich hier auch mal Abbitte leisten. Der Gastkantor aus Ungarn gehört nämlich zu Chabad Lubawitch, was mich etwas mißtrauisch machte - aber er war sehr nett und aufgeschlossen. Wenn er nicht in Duisburg amtieren würde, wäre er auch gern mal zu Etz Ami gekommen, um sich unseren Schabbat Schuwa G'ttesdienst in Selm anzuschauen. Ihr hättet mal unser gemeinsames Lewandowski Ma Towu hören müssen!

Also auch ohne netten Kantor aus Ungarn - nicht vergessen, in Selm ist nächsten Schabbes um 10.00 h G'ttesdienst! Nähere Infos hier www.minjan.de

Donnerstag, 21. September 2006

Schana Towa alltogether!

Die Vorbereitungen für das große Rosch Ha- Schana Essen sind (fast) abgeschlossen und ein weiteres, ereignisreiches Jahr näherte sich seinem Ende, aber ich schaue zuversichtlich in die Zukunft. Ich wünsche uns allen ein tolles, süßes und friedfertiges Jahr 5767 !!!!!

Da ich ja sonst keine Hobbies habe ;-) , findet sich unter untenstehendem Link ein kleiner Ausblick zum Neujahrsfest 5830, nämlich die jüdisch aufgemotzte Fanfiction-Variante des Romans um den netten Herrn Hirschmann:

http://www.fanfiction.net/s/3154646/1/

Viel Spass beim Lesen,

Eure Mirjam Lea

Donnerstag, 14. September 2006

Läster, läster!

Ach ja, ich bin meinen Gemeindereport ja noch gar nicht losgeworden, ich war nämlich vor ein paar Wochen mal wieder in meiner Heimatgemeinde MG, die ich nun seit Sukkes letzten Jahres nicht mehr besucht habe, da der damalige Rabbiner nichts von Frauen in der Sukke hielt (vielleicht hat er das Buch von Eva Herrmann gelesen.) Also, inzwischen gibt es einen neuen Rebben der gleichen Richtung, der solchen Mist bisher aber noch nicht verzapft hat. Die Mechitze ist wieder rechts und links durchsichtig und auch der Kiddusch gut wie eh und je. Immerhin sang der Rebbe Eschet Chajil für uns Frauen, ist doch nett oder? Auch machte er sich für uns zwei deutschsprachige Besucher die Mühe, seine Drosche auf Deutsch zu übersetzen und diskutierte auch ein bißchen mit uns. Kurzum, ich halte zwar immer noch nichts vom Orthodoxieschub der Gemeinde, aber die Menschen dort sind nett und sehr gastfreundlich und das entschädigt für einiges. Und singen durften wir Frauen auch, ganz im Gegensatz zu einer angeblich liberalen Gemeinde im Ruhrgebiet, wo man mich deswegen mit recht unflätigen Ausdrücken bedachte. Nix gegen Prosys, aber dieser hatte offensichtlich noch nicht gemerkt, dass er sich nicht mehr in seiner erzkatholischen Kirche befand sondern in einer sogenannten modernen Gemeinde....

Es lebe das Hausfrauendasein!

Nachdem ich gestern meinen wöchentlichen Stargate-Abend genossen habe - leider keine jüdischen Helden darin, obwohl mich Daniel Jackson sehr an meinen sprachbegabten Judaistikdozenten Theodore Kwasman erinnert - zappte ich mich noch ein bißchen gelangweilt durch das spätabendliche Programm. Während es in der Stargate Serie einige wirklich sympathische Heldinnen gibt, die in All hinausziehen und sich auch mal prügeln, gab es in der realen Welt eine heiße Diskussion um das neue Buch von Tagesschau Sprecherin Eva Herrmann, in dem wohl die klassischen Hausfrauenwerte wie Zurückhaltung, das Schaffen eines gemütlichen Heims für den stressgeplagten Ehemann und das Glück der Kindererziehung gepriesen werden. Ächz! Ich habe das Buch nicht gelesen und werde mein knappes Geld auch nicht daran verwschwenden, aber ich frage mich, wer kommt auf solche Ideen und räumt ihnen auch noch Sendezeit ein? Und warum machen sich Feministinnen die Mühe, auch noch im Fernsehen dagegen zu halten, anstatt sich einfach darüber zu amüsieren? Sicher, auch unsere orthodoxen Freunde preisen klassische Frauentugenden, aber so weit würden selbst sie heute nicht mehr gehen, dagegen liest sich die Homepage von Chabad ja wie ein Buch von Alice Schwarzer!

Es ist traurig, dass die Autorin offensichtlich so viel Publicity findet. Liegt das an der Rezession? Glauben wir ernsthaft, wenn alle Frauen brav an den Herd zurückgehen, dann löst das das Arbeitslosenproblem? Das hat in der deutschen Geschichte schon mal jemand versucht und Akademikerinnen und Beamtinnen aus ihren Ämtern verdrängt (für die Rüstungsindustrie waren die Frauen dann aber doch als Arbeiterinnen gesucht.), wie es ausgegangen ist, wissen wir. Vor allem, wo sind die Frauen, die glücklich zu Hause sitzen, wenn vom Sitzen überhaupt die Rede sein kann? Krankheitsbedingt sitze ich im Moment auch zu Hause und ich bin nicht sonderlich glücklich dabei, auch wenn ich nicht verhungern muss. Aber nichts geht über finanzielle Unabhängigkeit von Mann oder Staat. Also ab ins Kuriositätenkabinett mit solchen Ideen!

Deutsche Juden 2069 - Gmar Chatima Towa Präsident Hirschmann

Jetzt habe ich so lange nicht mehr gebloggt, dass ich schon fast meinen Usernamen vergessen habe!

Letztens kam ich auf Umwegen zu einer Sci-Fi Jugendserie zurück, die ich als Teenager gern gelesen habe (Ich sah in der Stadt einen Mann mit Collie, wie ihn der Bösewicht in jenen Büchern hatte und wurde auch tatsächlich nach den Büchern im Internet fündig, weil meine Originale wahrscheinlich längst im Keller verschimmelt sind.) Was das jetzt mit Judentum zu tun hat? Auf Talmud.de (http://www.talmud.de/cms/Juden_und_Juedisches_in_d.125.0.html?&no_cache=1&sword_list[]=Science-Fiction) hatte ich vor Jahren einmal einen Artikel über jüdische Personen in Science Fiction Filmen geschrieben und welche Rolle sie darin spielen. Ich erhalte noch immer Zuschriften über Personen, die ich vergessen habe, z.B. Ivanowa aus Babylon 5 (sorry, die Serie war mir einfach zu bunt), dabei hatte ich jene Hauptfigur aus meinen damaligen Lieblingsbüchern ebenfalls vergessen, Präsident Samuel Hirschmann, Jude deutscher Abstammung. Der Autor vermied allerdings das Wort Jude geflissentlich, wahrscheinlich war das in den Siebzigern noch schwieriger als heute, und entsprechend verkrampft ist dann auch die Darstellung der gesamten Person, die wunderbar in mein beschriebenes Klischee vom jüdischen Mahner passt, bis auf ein erzwungenes Umschwenken des alten Präsidenten auf die "dunkle Seite".

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein böser Militarist mit Hund - auch sehr klischeehaft, der texanische General Smith als Mischung aus George Bush und J.R. Ewing ohne Sex-Leben - putscht sich im Jahr 2069 in der westlichen Welt an die Macht und baut einen elektronisch unterstützten Polizeistaat auf. Da er sicherheitshalber auch auf die Macht der Propaganda setzt, will er den anerkannten, beliebten Präsidenten dazu überreden, eine Abdankungsrede in seinem Sinne zu halten. Witzig ist, das das Gespräch am 25. September 2069 stattfindet und die beiden erst einmal über einer Tasse Tee den Sachverhalt diskutieren. Hat der Präsident vielleicht daran gedacht, dass an diesem Tag Jom Kippur ist und er sich vielleicht mit seinem politischen Gegener versöhnen sollte? Nö, so jüdisch ist er nun auch wieder nicht, oder der Autor hat 1970 einfach noch nicht den genialen Kaluach gehabt. Da er, wie sich das für den alten jüdischen Mahner gehört, auch sterbenskrank ist, sei ihm auch die Tasse Tee mit dem General gegönnt, den er immerhin in ein interessantes Gespräch verwickelt: "Mein Hund kennt mich, wie ich wirklich bin." "Hunde werden auch nicht verhaftet". Natürlich widersteht der alte Mann und kann erst per elektronischer Gehirnwäsche auf den neuen politischen Kurs gebracht werden. Wenn man bedenkt, dass derzeit wieder die Elektroschocktherapie in der Psychiatrie en vogue wird, ist das vielleicht gar keine Science Fiction.

Aber es gibt noch anderes Jüdisches im Buch, nämlich als der Held des Geschehens heimlich im elektronisch abgehörten Wohnblock seiner Freundin Ruth die Flucht aus den Fängen des "tollwütigen Texaners" plant - hier ist nicht George Bush gemeint, sondern der hundeliebende Bösewicht - zur Ablenkung des Geheimdienstes nämlich wirft er die Stereoanlage seiner Freundin an und "ein alter synagogaler Gesang ertönte", der die Geheimpolizei ordentlich verwirren sollte. Da wir uns immer noch zur Zeit der hohen Feiertage befinden, so meine Spekulation - geht der Trick auch auf. Vielleicht dachten die Polizisten ja, dass da jemand ordentlich Sukkot feiert. Ich würde jedenfalls gern wissen, wie man Sukkot im Jahr 2069 feiert, vielleicht mit einer recylingfähigen Plastiksukke?

Na jedenfalls war das mal wieder ein spannender Ausflug in meine Jugendzeit, damals fiel mir nämlich noch gar nicht auf, wie klischeehaft das alles war. Gelesen habe ich das Buch trotzdem noch mal gern.

Unser Rabbiner hat übrigens mal in einer texanischen Gemeinde gearbeitet, da brachten die Leute einen Kasten Bier zum Kiddusch mit. Aber sie feuerten nicht ihre Revolver ab, satt an Rosch ha Schana Schofar zu blasen - vielleicht hätte das ihre Collies erschreckt.....

Mehr Infos zum Buch und auch ein Forum, in dem über Klischees darin diskutiert wird, gibt's hier: www.markbrandis.de

An die Jungs, die aus dem ganzen ein Hörspiel machen wollen, synagogale Musik gibt es hier: www.virtualcantor.com

Freitag, 25. August 2006

Doppelmoral

Die Medien beschäftigen sich derzeit ausgiebig mit dem Fall der kleinen Natascha, die acht Jahre lang von einem Fremden im Keller gefangen gehalten wurde. Schon immer hat sich die Presse lieber mit dem bösen fremden Mißbraucher beschäftigt, als mit sexuellem Mißbrauch in der Familie - es sei denn es wäre zumindest eine Schwangerschaft dabei herausgekommen und man kann über die Behinderungen des Kindes eine reißerische Reportage machen - denn familiärer Inzest wird noch immer als Tabu betrachtet. Sehr beliebt ist es auch, einen Täter zu finden, der bereits in psychiatrischer Behandlung war, das Opfer kommt nämlich immer nur in "psychologische Betreuung", das hört sich doch viel harmloser an und läßt sich doch vielleicht sogar noch zu einer Talkshow mit hauseigener Schnellbetreuung vermarkten. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus, selten findet ein Opfer sofort eine effektive Traumabehandlung, sondern geht durch verschiedene psychiatrische Diagnosen hindurch und ist später selbst Patent in der Psychiatrie, einschließlich gesellschaftlicher Stigmatisierung. Denn für Psychiatriepatienten hat die Presse selten ein gutes Wort übrig, gelten sie doch vielen Menschen immer noch als Versager oder gar geistesgestörte Kriminelle.

Wegschauen ist mal wieder das Hauptproblem. Ich hatte immer ein wenig Probleme mit dem diesbezüglichen halachischen Recht, zwar schützt es das Recht der vergewaltigten Frau ohne die üblichen Schuldzuweisungen, aber nur außerhalb der Stadt, wenn niemand ihre Schreie hören kann. In der Stadt hingegen geht die Torah davon aus, dass die Frau oder das Mädchen eine Chance hat, um Hilfe zu rufen. Leider geht die Halacha hier von einem Idealzustand aus, nämlich dem, dass ein um Hilfe rufender Mensch diese auch von seiner Umgebung erhält und das ist leider seltenst der Fall. Auch im Fall von Natascha will niemand etwas bemerkt haben, ja, ein Reporter ging sogar so weit zu fragen, warum sie gelegentliche Einkaufsgänge nicht zur Flucht genutzt habe. Hat dieser Mann schon mal versucht, sich in die Psyche eines traumatisierten Menschen hineinzufühlen, der vor Angst erstarrt ist und eine solche Entscheidung zur Flucht gar nicht treffen kann? Entweder weil er bereits zu entmutigt ist oder sich seine grauenhafte Situation schönredet, um in ihr überleben zu können? So wie wir alle die Geschichte vom "freundlichen SS-Mann" kennen, der dem Häftling eine Zigarette schenkt und ihn so für einen Moment vergessen läßt, in welch demütigender. lebensbedrohlicher Lage er sich befindet. Ein Mädchen kriegt vielleicht Schokolade oder eine Haarspange und klammert sich an diese Augenblicke scheinbarer Freundlichkeit.

Aber in den meisten Fällen ist es ja gar nicht der böse Fremde, sondern ein Familienmitglied. In diesem Fall sind die Chancen des Opfers auf Hilfe noch geringer, denn meist setzt die Familie mit Drohungen und Einschüchterungen alles daran, den schönen Schein nach außen hin zu wahren. Nicht umsonst verbietet die Torah den Inzest, ich denke der wahre Grund hinter diesen Vorschriften ist die Bewahrung des Respekts zwischen den Sexualpartnern, das Werben um einen Menschen und das Bewußtsein, dass man sich diesen nicht wie ein Spielzeug einfach aneignen kann. Bie Inzest in der Familie wird das wohl kaum gegeben sein, auch wenn er mit scheinbarer Einwilligung stattfindet, denn die Machtverhältnisse sind klar. Auch bei scheinbar "gewaltfreien" Formen des Mißbrauchs hat das Opfer kaum eine Chance, sich zu verweigern und trägt schwere psychische Schäden davon, die sich in körperliche verwandeln können, wenn es seinen Leidensdruck lange Jahre nach außen verbergen muss. Oft müssen Frauen den Täter sogar später pflegen und wieder hat er das Mitleid auf seiner Seite, während das Opfer sich wieder mit seinen Erinnerungen auseinandersetzen muss. Schließlich kann man den armen Opa nicht ins Heim geben! Der Täter geht ohne Strafe aus, während das Opfer oft lebenslang geprägt ist.

Es gibt Hilfe, aber es dauert oft lange, bevor man diese in Anspruch nimmt. Entweder erkennt kein Arzt das Problem oder das Opfer selbst schämt sich, alles aufzudecken, hat Angst, die Familie in den Schmutz zu ziehen (ein Fall von Elternehrung, den die Torah sicherlich nicht meint!). Ohne Bestrafung des Täters kann aber meist noch nicht einmal Hilfe aus dem OEG beantragt werden. Ärzte aber haben Schweigepflicht, auch die vielgeschmähten Psychiater. Eine Thearpie hilft immerhin, mit den Traumafolgen einigermaßen leben zu können und das Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen.

Hier gibt es Hilfe:

www.schotterblume.de
www.alexianer-krefeld.de Haben eine sehr gute Traumastation mit ganzheitlicher, sanfter Traumatherapie. Notfallsprechstunde montags von 13.30 - 14.30 h (Überweisungsschein erforderlich)

Donnerstag, 24. August 2006

Tante Emmas Wahrheiten über das Judentum

Gestern sass ich im Wartezimmer meines Psychologen und griff neugierig nach der neuesten Ausgabe der Emma, die auch mit einem Bericht über Rechtsradikale warb, der diesen reichlich Gelegenheit zur Selbstdarstellung gab. Nun Dummheit spricht für sich, könnte man denken, also weiterblättern. Ich stieß dann auf einen Bericht über Dan Browns Sakrileg, offensichtlich hatte sich die Zeitschrift nun entschlossen, auch ihren Senf dazu zu geben, nachdem andere Magazine das schon früher im Jahr getan haben.

Nach einer ausgiebigen Diskussion über die Haltung der katholischen Kirche - Verschwörungstheorien inbegriffen - kam die Autorin zu der Überzeugung, dass Jesus eine Lebensgefährtin hatte. Uns Juden haut es ja nicht vom Hocker, dass er als Rabbi verheiratet war, aber für manche Christen ist das offensichtlich noch eine große Sensation, sonst würde sich der eher mittelmäßige Thriller von Dan Brown wohl nicht so gut verkauft haben. Interessant wäre wohl eher, mal auszugraben, wie die Nachbarinnen von Maria darauf reagiert haben, dass ihr Sohn so lange unverheiratet war. "Oh G`tt, er ist doch Rabbi und noch nicht unter der Chuppe, er wird doch wohl nicht..." oder "Meine Cousine hat da so eine nette Tochter, schon fünfundzwanzig, aber sie kocht gut und kann ihm in der Werkstatt die Buchhaltung machen...." - aber die Aufzeichnungen dieser Gespräche sind wahrscheinlich in den Geheimarchiven des Vatikan verschwunden oder werden in Area 51 unter Verschluß gehalten.

Also weiterlesen, mal schauen, was sonst noch so kommt. Irgendwann taucht dann mal der folgende Absatz auf:

Während traditionelle Juden und Christen (sowie Muslime) an einen männlichen Gott glauben, der direkt zu auserwählten Männern spricht und ihnen die Heilige Schrift offenbart, glaubten die (meisten) GnostikerInnen an eine kosmische Gottheit, männlich und weiblich zugleich, die im Lichtreich (Pleroma) wohnt, ohne sich zu offenbaren.

Ahaaaaaa! Denke ich, klar, wir glauben an einen männlichen G`tt, schön, das die Autorin mir das mitteilt, sonst hätte ich das gar nicht gemerkt, ich habe mir G`tt nämlich eigentlich nicht wie den Coca Cola Weihnachtsmann vorgestellt. Schechina hin, Ruach her, klar das wir Juden mal wieder einer reinen Machoreligion angehören. Und die weiblichen Prophetinnen, zu denen G`tt sprach, werden auch mal eben unterschlagen. Wahrscheinlich hat die Autorin mal ein paar ultraorthodoxe Schwarzröcke getroffen und dnekt jetzt, dass wir alle so sind. Wunderbar, diese fundierten theologischen Erkenntnisse über meine Religion, während die Gnosis mal eben als feministische Weltanschauung geadelt wird...

Aber ich rege mich nicht auf....ich rege mich nicht auf....

Nacktschnecken

Gilt es eigentlich nach Schulchen Aruch auch als Notwehr, Nacktschnecken im Garten zu killen? Leider sind die Dinger nicht koscher, sonst hätte ich mein Mittagessen schon zusammen....Frust!

Willkommen im Reservat

Gestern habe ich lange mit meiner Freundin telefoniert, über unseren jetzt schon seit einiger Zeit anhaltenden Gemeindefrust. Damit meine ich jetzt nicht Etz Ami, sondern die Einheitsgemeinde, die wir seit einigen Jahren aufsuchen. Irgendwie zieht es mich in letzter Zeit gar nicht mehr so sehr dort hin, da ich mehr oder minder das gefühl habe, dass dort kein Judentum gelebt wird, sondern hauptsächlich in jüdisches Theaterstück aufgeführt wird. Ich fühle mich stark an Ritterspiele auf Burg Linn erinnert, bloss dass die Leute dort wenigstens ihren Spass haben und wissen, dass sie nur eine Show aufführen. Änderung ist nicht in Sicht, obwohl wir im letzten Jahr hoffen durften, dass sich endlich einmal etwas bewegt. Leider ist das Engagement im Frust versunken, da einige Verantwortliche es wohl vorziehen, dass keiner etwas für die Gemeinde tut, bevor sie in ihrem Posten gefährdet werden. Damit man mich nicht falsch versteht, ich halte das nicht für ein jüdisches Problem, da ich grundsätzlich der Meinung bin, dass viele unserer Gemeindeprobleme mehr in persönlicher Eitelkeit begründet sind als in der sogenannten Tradition. Bleibt nur die Hoffnung, dass sich irgendwann eine neue Generation durchsetzt...

Ich hab` jetzt auch einen....


So, jetzt gehe ich auch unter die Blogger, mal schauen, wie lange mein oller PC das mitmacht. Zeit habe ich jedenfalls im Moment, aber das will ich jetzt nicht näher vertiefen.

Hier werde ich also in Zukunft meine netten Bemerkungen zu meiner jüdischen Umgebung und auch einiges Privates loslassen, also hrzlich willkommen liebe Leserinnen und Leser!

Eure Mirjam Lea